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Vereins-Geschichte

Die Geschichte des Fussballs in Kerns 

 Wie Fussballhistoriker belegt haben, ist das Fussballspiel Ende des 19. Jahrhunderts in die Schweiz gekommen. Wie das Skifahren brachten auch die Engländer das Spiel mit dem runden Leder in die Schweiz. Um 1930 gab es auch die ersten Fussball-Begeisterten in Kerns, da der FC Luzern in der Region „missionierte“. Es wird erzählt, dass die Senioren des FC Luzern meistens an Wochenenden im „Hinterland“ in Landgasthöfen gespiesen haben und dabei gegen die sportlich ambitionierten Dorfbewohner Freundschaftsspiele ausgetragen haben. So geschah das auch in Kerns. Der „Lüchinger“, ein Eierlieferant der beim FCL spielte, hinterliess beim Dorfladen die Nachricht, dass einige FCL-Senioren am Wochenende im Landgasthof Sand zu Mittag essen würden und nicht abgeneigt wären, ein Spiel auszutragen. Dem „Förschter Sepp“ kam diese Nachricht zu Ohren und meistens kam dann ein „Mätschli“ zustande. Eines dieser Spiele verlor man mit 1:10! Es sei aber ersichtlich gewesen, dass die Spieler des FCL das Spiel beim Stande von 0:10 so aus den Händen gaben, dass das Ehrentor der Kernser unweigerlich fallen musste. Man wollte ja schliesslich die Fussballbewegung auf dem Lande fördern und dazu war schon damals ein Ehrentor gegen die FCL-Senioren gut. Einen offiziellen Fussballplatz kannte man in Kerns natürlich nicht. Es wurde auf der „Rossweid“ im Sand neben dem Erlenbach gespielt, ein „Riedplatz“, der nur im Spätsommer bespielbar war, da die Kernser Bauern während der Alpzeit ihre Arbeitspferde dort auf der „Rossweid“ laufen liessen. Die nachweislich erste Fussballbewegung in Kerns verlief sich dann in den Jahren 1936/37 etwas. Zum Teil zogen die Fussball-Gesellen aus dem Dorf weg, andere mussten ins Militär einrücken und wieder andere versuchten ihr Glück aus beruflichen Gründen anderswo, da die Wirtschaftskrise in den 30er Jahren immer noch ihre Wirkung zeigte. Mit der „Anbauschlacht“ in den Jahren 1939/40 wurde die „Rossweid“ umgeackert und damit war der organisierte Fussball bis in die 50er Jahre auf Eis gelegt. Zwischen 1955 und 1965 sind einige Versuche einen Fussballclub zu gründen gestartet worden. Wie aus mündlicher Überlieferung hervorgeht, scheiterten diese Versuche immer am selben Hauptproblem, einen geeigneten Fussballplatz zu erstellen.


Eines der ersten Fotos aus der Geschichte des Fussballs in Kerns aus dem Jahre 1935. Folgende Spieler sind darauf zu sehen: stehend von links nach rechts: Häberli H., Bucher Alois, Clausen Willy, Michel Willy, Amstalden Josef, Clausen Ruedi, Michel Theodor, Michel Josef. Kniend von links nach rechts: Herzog Louis, Jost Sepp, Michel Heiri, Imfeld Paul, Bucher Werner


Die Gründung des FC Kerns 

 Im Jahre 1970 hatten sich wieder einige Fussballbegeisterte zusammengefunden, um einen weiteren Anlauf zur Neugründung eines Fussballclubs Kerns zu unternehmen. Der «Gütsch Sepp» (von Deschwanden Josef), der als Gemeindebuchhalter in Kerns arbeitete, verschickte im August 1970 an einige mögliche Fussballanhänger eine Einladung. Die Initianten waren recht überrascht, als sich am 3. September 1970 im Gasthaus Rose ca. 25 Fussballbegeisterte einfanden. Reinhard Isidor wurde zum Tagespräsidenten gewählt, der die Gründungsversammlung leitete. Nachdem die Gründungsabsicht in der anwesenden Gesellschaft ersichtlich war, wurde die 1. Generalversammlung abgehalten. Mit Hilfe von Statuten, die von einem Fussballclub einer Nachbarsgemeinde entsprechend abgeändert und angepasst wurden, ging man zur Wahl einer Vereinsführung über. Da im jetzigen Archiv des Fussballclubs Kerns leider keine Gründungsprotokolle zum Vorschein kamen, bestand der erste Vorstand ganz sicher aus 5 Mitgliedern, die gemäss mündlichen Überlieferungen folgende Chargen zugeteilt bekamen: 

  •  Präsident: Reinhard Isidor 
  •  Vize-Präsident: Bolfing Josef 
  •  Aktuar: Imfeld Paul 
  •  Kassier: Della Torre Fredy 
  •  Spiko-Präsident: Ambühl Hans 
  •  Eventuelle weitere Mitglieder des Vorstandes für die ersten zwei Gründungsjahre können nicht mehr mit Sicherheit nachgewiesen werden, da die nötigen Protokolle verloren gingen. 
Die erste Aufgabe des Vorstandes bestand in der möglichen Realisierung eines Fussballplatzes in der Gemeinde Kerns. Das war damals der Hauptgrund der Vereinsgründung gewesen, damit man mit einer gesellschaftlich anerkannten Gruppierung die politische Stärke bekam, die nötige Fläche zur Realisierung eines Fussballplatzes zu er-halten. Ambühl Hans war der erste Trainer des FC Kerns. Zugleich amtete er zusammen mit Bolfing Josef als Schiedsrichter im Schweizerischen Fussballverband SFV. Hans Ambühl war wohl der erste Sportverantwortliche des FC Kerns, suchte er doch im ganzen Dorf Talente und leitete mit diesen Fussballanhängern schon bald nach der Gründung erste Trainingseinheiten auf diversen „heimeligen“ Plätzen.
Der erste Präsident des FC Kerns: Reinhard Isidor.


Der Bau des ersten Fussballplatzes auf der Hinterflue

Nach der Gründung des FC Kerns am 3. September 1970 beschäftigte sich der Vorstand mit dem Auffinden eines möglichen Fussballplatzes. Dabei schienen die Kehrichtplätze als Nachbarparzellen beliebt zu sein. Eine mögliche Variante die näher geprüft wurde, war ein Platz im Ingäu neben der alten Kehrichtdeponie bei der Ennetmooserstrasse. Da der Platz zu weit vom Dorf entfernt war und zusätzlich eine Hochspannungsleitung den Platz überquerte, wurde dieses Projekt verworfen. Der zweite Standort wurde neben der Kehrichtdeponie auf der Hinterflue geprüft. Die Waldlichtung unter-halb der Deponie wurde schon bald vom damaligen Trainer Hans Ambühl als regelmässiger Platz zum Training benutzt. Die Dorfnähe und die mögliche Realisierung des Fussballplatzes bewegte dann den Vor-stand, in konkrete Verhandlungen mit der „Teilsame Dorf“ zu treten. Im November 1971 - nach diversen Verhandlungen mit den Behörden - wurde man sich einig und man bekam eine Bewilligung im Baurecht auf dem Schräghang in der Hinterflue.

Kehrichtdeponie Hinterflue mit dem Trainingsplatz des FC Kerns (ersichtlich am Fussballtor)im Frühjahr 1971.

Als motivierend für die Platzrealisierung konnte im Nachhinein eine Aussage eines damaligen Vertreters der „Teilsame Dorf“ gewesen sein. Er meinte zu einem Kollegen unter vorgehaltener Hand: „Du wirst sehen, in zwei bis drei Jahren hat sich der Tschutticlub' wieder aufgelöst und wir haben hier eine herrliche flache Matte!“ Die Vereinsverantwortlichen gingen an die Arbeit. Unter der Leitung von Bolfing Josef wurde eine Baukommission gegründet. Die Finanzkommission, die nicht minder wichtig war, wurde von Albert Hofer geleitet. Im Frühjahr 1972 begann der Platzbau auf der Hinterflue. Parallel zum Platzbau wurde die Erstellung einer Umkleidekabine angepackt. Durch Beziehung des Kronenwirtes, konnte eine alte Baracke in Winterthur unentgeltlich abgebaut werden. Als Anekdote dieses Unternehmens bleibt der Verlust eines Gebisses zu erwähnen. Hans Bäbi, der dem Kronenwirt in Kerns ab und zu zur Hand ging, half auch beim Abbau und Transport der Baracke mit. Beimharten Arbeiten entledigte er sich seines Gebisses, dass ihm beim festen Zupacken hinderlich war. Er legte es auf das Autodach des mitgeführten PW's. Auf der Heimfahrt wurde er sich seines zahnlosen Mundes bewusst. Nach einem kurzen Halt auf der Hauptstrasse musste er feststellen, dass sein Gebiss sich irgendwo zwischen Winterthur und Luzern in die Strasse „verbissen“ hatte. Bei der Realisierung des Platzbaus trat zum ersten Mal auch der „Bolfingstei“ in Erscheinung. Die Firma Pius Krummenacher aus Giswil, die die Erdverschiebungen ausführte, stiess beim Abtragen des Hanges auf einen grossen Findling, der sicher zweimal so gross war, wie er heute noch beim Clublokal zu sehen ist. Der ganze Stein wurde in Richtung Bachtobel verschoben. Bolfing Sepp kam dazu und nach kurzem Gespräch unter Experten wurde der Stein als Findling vom Grimselgletscher erkannt, der die Eiszeit vor ca. 6000 Jahren nach Kerns gebracht hatte. Bolfing Sepp veranlasste die Rettung der „archeologischen“ Rarität. Beim Zurückzerren aus dem drohenden „Verdecktwerden“, verfiel der Moloch jedoch in zwei Teile. Die eine Hälfte verblieb in der Aufschüttung des Platzes und die andere Hälfte ziert nach diversen Stand-ortwechseln den attraktiven Zugang zu unserem Vereinslokal. Im Herbst 1972 waren die Terrainverschiebungen abgeschlossen. Jetzt begann die grosse Fronarbeit. Unter Mithilfe fast aller Vereinsmitglieder wurde der Platz mit Humus überdeckt und von den kleineren Steinen befreit. Nachfolgend ein Protokollauszug vom 7. Mai 1973: „Der Vorstand hat für jedes Mitglied ein Minimum von 25 Std. Fronarbeit festgelegt. Mehrere Kameraden haben in den letzten Tagen kräftig zugepackt, andere haben lieber am Ball gearbeitet. Darum machen wir Kontrolle der Fronstunden. Erreicht ein Mitglied obengenannte Stundenzahl nicht, wird für jede nicht geleistete Arbeitsstunde ein Betrag festgelegt: Junioren bis 18 Jahre Fr. 3.00; für alle älteren Mitglieder Fr. 7.00. Wir hoffen, dass wir keinen einzigen Franken Busse einziehen müssen!“ Der Fussballplatz Hinterfue konnte am 17./18./19. August 1973 feierlich eingeweiht werden. Als Bolfing Josef 1974 als Präsident die Führung des Vereins übernahm, war sein Hauptziel die rasche Abzahlung des Sportplatzes, der auf über Fr. 550'000.00 zu stehen kam. Mit Grümpelturnieren, Lottos, Sponsoren, Gönnern, mit der eigenen Vereinskraft und anderen Aktionen packte man die grosse Aufgabe an. 1977 machte die Abzahlung des Sportplatzes einen entscheidenden Schritt, als die Kernser Einwohner Fr. 120 000.- an die Abzahlung der Platzkosten gewährten. An der 17. GV am 24. Juni 1986 trat Josef Bolfing nach 16 Jahren Vorstandstätigkeit, davon 12 Jahre als Präsident, aus dem Vorstand des FC Kerns zurück. Sein Versprechen den „Platz“ zu räumen, wenn der Fussballplatz ganz abbezahlt sei, konnte er voller Zufriedenheit einhalten. Als Anerkennung für seine geleistete Arbeit erhielt er die Ehrenmitgliedschaft und zu Ehren seines „sturen. Grindes“ (sprich zielgerichtete Arbeit), wurde der „Bolfing-Stei“ am 22. Mai 1987 offiziell mit einer Anerkennungstafel versehen und auf den Namen „Bolfing-Stei“ getauft.


1991 wurde der Bolfing-Stei» mit der Anerkennungstafel am jetzigen Platz wiedergesetzt.


Die sportliche Seite des FC Kerns von damals 

Nach der Gründung des FC Kerns fingen die aktiven Fussballer unter der Leitung von Ambühl Hans ihr Training an. Diverse Plätze und Waldlichtungen, je nach Wettersituation und Jahreszeit entsprechend, wurden für die Trainingslektionen benutzt. Im Frühjahr 1971 wurde die Aufnahme in den Schweizerischen Fussballverband mit 30 Mitgliedern (eine Aktiv- und eine Junioren B- Mannschaft) beantragt. Der SFV wiligte nur auf die Aufnahme ein, wenn innerhalb zweier Jahre ein geformter Fussballplatz vorhanden sei. Nichts destotrotz wurde die erste Meisterschaft in der Saison 1971/72 in Angriff genommen. Alle Spielewurden auswärts ausgetragen und dementsprechend musste zu Beginn viel „Lehrgeld“ bezahlt werden. Dennoch konnten einige Punkte ins Trockene gebracht werden.


FC Kerns Junioren B, Saison 1971/72. stehend: Trainer Ambühl Hans, Durrer Markus, Amrein Josef,Windlin Peter, Gasser Roman, von Rotz Ruedi, von Deschwanden Rolf, von Rotz Martin, AufdermauerArnold. Kniend: Röthlin Markus, von Rotz Werner, Sacchet Ubaldo,Kunz Hansruedi, Michel Josef, vonRotz Josef


Der FC Kerns heute 

 Seit dieser Zeit sind unzählige Tore geschossen, viele Meisterschaften gut oder weniger gut zu Ende gebracht, viele Auf- und Abstiege gefeiert bzw. verdaut und natürlich auch tausende Fronstunden geleistet worden. Was sich aber nicht verändert hat, ist die Zusammengehörigkeit, das Clubleben und gemeinsame Ziel, sich sportlich zu betätigen. Heute umfasst der FC Kerns zwei Aktivmannschaften (4. und 5. Liga), gemeinsam mit dem FC Sachseln und FC Giswil eine Senioren- und eine Veteranenmannschaft sowie acht Juniorenteams. In absehbarer Zeit ist es das Ziel des FC Kerns auch wieder alleine ein Damen- und Juniorinnenteam zu stellen (unsere Damen bilden aktuell zusammen mit dem FC Alpnach ein Team). All diese Teams werden von ausgebildeten Trainern und Coaches geführt, z.T. mit eidgenössischer J&S-Anerkennung. Unter Anbetracht der Tradition und Geschichte des FC Kerns sowie der heutigen Cluborganisation (Vor-stand, Trainer, Clubhauswirte, Aktive, Junioren, Platzwarte, Dresswäscher, Schiedsrichter, u.v.m.), sind wir überzeugt, einen gewichtigen Teil der Gemeindeattraktivität auszumachen. Auch aus sozialer Sicht bieten wir Mädchen wie Buben eine sinnvolle Beschäftigung, die das Elternhaus finanziell kaum belastet. Für eine sportlich aktive und somit auch gesunde Gemeinde ist der Fussballclub eine wichtige Stütze.